Stillen in der Öffentlichkeit

Stillen in der Öffentlichkeit 

 

Dieses Thema ist so gut oder schlecht wie jedes andere, also fang ich doch einfach mal damit an, denn es ist erstens ein Thema, was mit am Herzen liegt und zweitens möchte ich mich gleichzeitig auch bedanken, bevor ich es vergesse. 


Mein Kleinster ist jetzt bereits 15 Monate, ich frage mich jeden Tag auf's Neue wo die Zeit hin ist, er war doch gestern erst noch ein Baby und heute kann er schon laufen und klettert überall hoch. Die Zeit rinnt einem so durch die Finger und du kannst nichts tun um sie aufzuhalten. 
Und doch versuche ich, einen kleinen Teil der Zeit etwas zu verlangsamen. Die Zeit, wo mein Kleinster irgendwann merkt dass er so selbstständig ist, dass er die Mama zum Einschlafen oder zum Beruhigen nicht mehr braucht. Die Zeit, wo er nicht mehr zu mir kommt um an meiner Brust zu trinken wenn er gerade das Bedürfnis dazu hat, wenn er kuscheln will, Nähe braucht oder schlafen will. Die Zeit, die ich heute immer noch genieße. Die Zeit, unsere gemeinsame Zeit, des Stillens. 

Ich liebe es meinen Kleinsten zu stillen. Und ich bin stolz darauf dass ich es kann. Viele werden jetzt sagen "man kann immer stillen", aber das zeigt nur dass viele nicht viel Ahnung haben wie sich einige Faktoren wie Stress, egal ob emotionaler Stress oder körperlicher Stress, Unwohlsein, sich unter Druck gesetzt fühlen und vieles andere auf den Körper so negativ auswirken können, dass es tatsächlich nicht jeder Frau vergönnt ist zu stillen. 

Bei meinem Ältesten gelang es mir leider überhaupt nicht. Ich habe es vier verdammt lange Wochen jeden Tag Stunde um Stunde versucht, meine damalige Hebamme sagte damals immer wieder "einfach nur anlegen, immer wieder anlegen, irgendwann kommt die Milch" ... Liebe Hebamme von damals, ich hoffe sehr dass Sie heute nicht mehr als Hebamme tätig sind oder wenn doch, dass Sie dann zumindest einiges dazu gelernt haben ... denn meine Milch kam damals nicht wirklich. Ich stand unter emotionalem Stress, damals lief vieles nicht so wie es sollte, und mein Ältester kam jede Stunde zum Trinken. Es war mein erstes Kind, ich hatte mich nicht vorbereitet auf das Stillen, nach der Geburt wurde ich im Krankenhaus ebenfalls mit diesem Thema alleine gelassen, auf meine Sorge dass mein Sohn zwei mal zwölf Stunden im Krankenhaus nichts trank - weder Milch noch Tee - wurde mir nur gesagt es sei doch nicht schlimm. Nun, für mich war es schlimm, mein Sohn war gerade mal zwei Tage alt. Für mich war es furchtbar, ich hatte solche Angst um ihn dass er verdurstet oder verhungert, doch damals war alles noch etwas anders als es heute ist. 
Noch heute bin ich meiner Mutter zutiefst dankbar, dass sie nach vier Wochen energisch eingriff, der Hebamme ein paar Takte sagte und mich dazu drängte meinem Sohn die Flasche zu geben. Und siehe da - ab der ersten Flasche kam mein Sohn pünktlich alle vier Stunden zum Trinken. Es war eine enorme Erleichterung für ihn und mich. Wenn ich heute daran zurückdenke kommen mir nicht selten die Tränen, denn wie leicht hätte er mir damals verhungern können nur weil ich auf die Hebamme hörte und ihn einfach immer nur anlegte obwohl kaum Milch vorhanden war. Danke Mama!! Das ist wirklich etwas wo ich dir heute noch sehr dankbar für bin!! 

Bei meinem Mittleren, sieben Jahre und einige Vorbereitungen später, ging es dann schon besser. Es kam mehr Milch, doch leider konnte ich ihn kaum stillen, da er ein Frühchen war und wochenlang im Brutkasten lag. Er wurde natürlich von Anfang an mit Pre zugefüttert, und das war völlig in Ordnung für mich. Ich war ja schon heilfroh dass ich ihm überhaupt etwas Muttermilch zuführen konnte. Aber nach 5 Monaten wollte er dann von heute auf morgen nicht mehr. Und auch das war für mich ok. 

Aber bei meinem Kleinsten funktionierte alles von Anfang an wunderbar. Ich stillte ihn voll und ich genoss es. Ich genieße es immer noch, auch wenn ich ihn nicht mehr voll stille, sondern er die Brust nur noch zur Beruhigung und zum Einschlafen nimmt. Aber wir genießen es beide noch. Meine Schwester frug mich mal wie lange ich denn noch stillen möchte ... nun, die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Anfangs dachte ich 6 Monate, dann 9, dann 1 Jahr. Jetzt denke ich  mit 18-24 Monaten höre ich auf. Mehr als zwei Jahre möchte ich dann doch nicht. Aber wer weiß, vielleicht will mein Kleinster bis dahin ja schon längst vorher nicht mehr, das müssen wir halt mal abwarten. 

Ja, ich bin stolz ihn immer noch stillen zu können. Ja, ich stille ihn auch in der Öffentlichkeit. Habe ich von Anfang an gemacht. Nein, ich verdecke es nicht mehr mit einem Tuch, meine Hand und sein Kopf müssen reichen. Tücher zog er ständig runter und da fiel mir auf, dass auch kein Erwachsener sein Essen oder seinen Kopf mit einem Tuch bedeckte, wenn er im Restaurant oder in der Eisdiele aß. Daher beschloss ich für mich "gleiches Recht für alle". Mein Sohn isst wenn er gestillt wird. Erwachsene essen wenn sie ein Eis löffeln etc. Pott wie Deckel. Essen ist essen. (Und nein, man kann es nicht immer vorher abpumpen oder vorhersagen wann ein Baby Hunger bekommt, auch wenn manche Leute das glauben.)

Natürlich gab es auch mal eine Situation, wo jmd plötzlich vor mir stand, in einer Eisdiele, und meinte er fühle sich belästigt dadurch dass ich meinen Sohn stille. Aber er bekam Kontra von meiner Freundin, die dabei war, und er bekam keinerlei Hilfestellung von anderen, denn sonst störte es niemanden, da man so gut wie nichts sah, und das war es dann.

Letzten Montag waren wir in Düsseldorf in der Uniklinik, wir fuhren mit der Straßenbahn und haben uns anfangs verfahren, dementsprechend lange dauerte die Fahrt dann auch, mein Kleinster wurde ungeduldig und müde im Kinderwagen, mein Mann hatte kurzzeitig auch schlechte Laune (es war immerhin auch noch sein Geburtstag und er fand es nicht so toll dass wir uns verfahren hatten und deshalb alles etwas länger dauerte), und auch mein Mittlerer wurde langsam leicht unruhig. 

Auf jeden Fall habe ich meinen Kleinsten dann letztendlich aus dem Kinderwagen geholt und auf meinen Schoß gesetzt und er legte sich direkt in Position zum Anlegen. Neben uns saßen zwei ältere Frauen und sprachen uns an, interessierten sich für das Alter meiner Kinder und ob ich tatsächlich noch stille und als ich das bejahte (in Erwartung eines "Wie jetzt noch?") freute sich eine Frau ganz besonders und erzählte dass sie auch gestillt habe bis ihr Kind 14 Monate alt war (mittlerweile ist dieses Kind erwachsen, aber "ich habe es immer genossen, mich nur in der Öffentlichkeit nicht so getraut" ... kein Wunder, früher war alles wohl noch mehr verpönt als heute). Sie bewunderte mich dass ich so gar keine Probleme damit habe meinem Kind in der Öffentlichkeit die Brust zu geben und diese nur mit meiner Hand bedecke. Ich sagte ihr dass das für mich alles ganz selbstverständlich sei, mein Kind hat Hunger oder muss beruhigt werden, also bekommt es die Brust. Fertig.

Stillen ist toll und stillen in der Öffentlichkeit sollte endlich als normal und nicht als verpönt gelten! Diejenigen, die beim Anblick einer stillenden Mutter, andere Gedanken haben - in Richtung Erotik, Sex o. ä. - sollten sich viel eher mal Gedanken darum machen dass sie solche Gedanken haben bei etwas, was nicht mal ansatzweise etwas damit zu tun hat. Denn DAS ist nicht normal! Stillen hingegen schon! 

#prostillen 


Was sind eure Erfahrungen zum Thema Stillen in der Öffentlichkeit?

Eure Ally


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